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.Tische abräumen und schäkern
Betty arbeitet bei der Kaffeehauskette Starbucks. Sie räumt die Kaffeetassen und den Mist von den Tischen. Sie ist ein geselliger Mensch und redet gerne mit den Gästen. Es ist ein guter Job für sie. Betty hat Down Syndrom.
Betty Schussek trägt die Kannen mit Milch und Kaffeeobers zur Anrichte, an der man sich den Kaffee nach Belieben versüßen oder mit Kakao oder Zimt bestreuen kann. Sie richtet die Kannen gerade und kontrolliert noch einmal, ob sie auch wirklich schnurgerade stehen. Dann wirft sie einen Blick über die Tische, schaut, ob irgendwo leere Kaffeehäferl herumstehen oder Papier- und Plastikmüll herumliegt. Das würde Betty nun wegräumen. Doch an diesem Vormittag ist es im Starbucks-Café in der Neubaugasse in Wien ruhig.
Betty streicht über ihre grüne Schürze, lacht, sagt etwas. Es ist nicht immer ganz leicht, sie zu verstehen. Manche Gäste, die zum ersten Mal hier sind, wundern sich vielleicht. Diese zierliche, freundliche junge Frau mit der tiefen Stimme hat irgend etwas – das sieht man. Sie hat, was man gemeinhin als Down-Syndrom bezeichnet.
Betty geht in die Küche. Dort räumt sie die Tassen in den Geschirrspüler. Später wird sie das saubere Geschirr dorthin bringen, wo die Baristas den Kaffee brauen.
Betty ist eine „Partnerin“ bei Starbucks. In der amerikanischen Kaffeehauskette werden die Angestellten „Partner“ genannt. Sie arbeitet an fünf Vormittagen bei Starbucks, insgesamt 20 Stunden pro Woche.
Rückschlag durch das AMS
Für Bettys Eltern ist Starbucks ein Glücksfall. Erst hatten sie erkämpft, dass ihre Tochter in eine normale Volksschule und Hauptschule gehen durfte. Später erkämpften sie, dass sie eine Teilqualifizierungslehre in einem Büro machen konnte. Dort gab es aber nach der Lehre keine Arbeit für sie, und gleich darauf beim Arbeitsmarktservice einen herben Rückschlag. Eine Ärztin des AMS stufte Betty als nicht arbeitsfähig ein. Sie begann, in einer Werkstätte der Lebenshilfe zu arbeiten. Doch Betty brauchte eine größere Herausforderung. Dort, wo sie war, entwickelte sie kleine sonderbare Eigenheiten und ließ in ihrer sprachlichen Ausdrucksfähigkeit nach. Ihre Eltern ließen nicht locker. Sie wollten einen normalen Job für Betty. Immer wieder wandten sie sich an das WIN, das Wiener Integrationsnetzwerk – so auch im Februar 2007.
Dorthin hatte sich auch Robert Guschelbauer, damals District Manager von Starbucks in Österreich, gerade gewandt. Er wollte in den Kaffeehäusern Menschen mit einer Behinderung eine Chance geben. Von ihrer Persönlichkeit her sollten sie nicht scheu sein, lernfähig, höflich und freundlich sein und mit Menschen arbeiten können. In den zehn Cafés, die der Konzern in Wien betreibt, werden mittlerweile drei Personen beschäftigt, die über Integrationsprogramme, wie eben das Wiener Integrationsnetzwerk, vermittelt wurden.