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Rubrik: Lesen statt Hören
03. August 2003

Urlaub und Multiple Sklerose

von Hubert Wallner

Hubert Wallner im Gespräch mit Univ. Prof. Harald Kollegger geht der Frage nach, ob und wie man relativ unbeschwert mit MS reisen kann.

Fußspuren auf feinem, nassen Sand

www.pixelio.de copyright: cameraobscura

Freak-Radio, Hubert Wallner: Grüß Gott und herzlich willkommen bei Freak-Radio sagt Ihnen Hubert Wallner. Sommer, Sonne, Urlaubszeit: Gibt es da für Patienten, die an multipler Sklerose erkrankt sind, irgendwelche Schwierigkeiten? Darüber habe ich dann im Anschluss mit Universitätsprofessor Dr. Kolleger gesprochen, und hat gesagt, wir müssen unbedingt eine Frau singen lassen. Bitte: Die Emmi Main.

Musik

Univ.Prof. Dr. Kolleger: Zu dem Thema könnte man schon einiges anmerken, insoferne als schon einmal das Reiseziel eine wichtige Rolle spielt: Erstens: Wie weit ist es weg?
Denn Langstreckenflüge bergen schon für nicht erkrankte Menschen ein gewisses Risiko. Dann aber auch: Wo befindet sich die Destination? Es gibt nämlich eine Reihe von subtropischen Ländern, wo man doch ein erhöhtes Infektionsrisiko hat, wo man mit Durchfällen rechnen muss, wenn die Nahrung nicht immer ganz in Ordnung ist...

Und man weiß schon, dass Infektionen indirekt zum Beispiel eine Erkrankung wie die Multiple Sklerose verschlechtern können. Das andere ist, dass es in vielen Ländern eine Impfpflicht gibt. Wenn jetzt ein Patient mit Multipler Sklerose mit Immunsuppresiva, mit Interferonen oder anderen immunmodulierenden Substanzen behandelt wird, ist es oft sehr fragwürdig, ob ein Impfschutz überhaupt greift.

Abgesehen davon, auch wenn er nicht behandelt wird, so bergen mehrere Impfungen auch das Risiko, nehmen wir etwa den Winter mit minus 15 Grad: Ich als Erkrankter muss mir fünf Impfungen verabreichen lassen, weil ich zum Beispiel in ein afrikanisches Land an den Äquator fliege, unter anderem auch mit einer Gelbfieberimpfung mit einem Lebendimpfstoff. Dann steige ich dort aus dem Flugzeug: Es hat plus 40 Grad. Ich bin irgendwie schon determiniert, mich dort zu erholen. Ich gehe also an den Strand und bin nicht ganz vorsichtig mit dem Essen:

Wenn ich dort zusätzlich zu dem Risiko der Impfungen und des riesigen Temperaturunterschiedes jetzt auch noch Durchfall und die Folgen einer heftigen Sonneneinwirkung dazu bekomme, dann kann solch eine Extremsituation einen Menschen mit multipler Sklerose sicherlich schwer in Bedrängnis bringen.

Freak-Radio: Das bringt auch Leute in Bedrängnis, die vollkommen gesund sind! Aber natürlich, durch die Multiple Sklerose ist man noch zusätzlich geschwächt.

Univ.Prof. Dr. Kolleger: Man darf ja nie vergessen, dass dann dort in diesem jeweiligen Land auch eine Versorgung notwendig sein wird. Man kann ja nicht erwarten, dass Patienten sich dann quasi mit einem dreifach ausgebauten Notfallkoffer selbst versorgen.

Da kommt dann das nächste Problem: Man muss dann unter Umständen in der Provinz, sagen wir in China oder vielleicht in einem afrikanischem Land oder in Lateinamerika ein Spital aufsuchen und dort ist unter Umständen eine umfangreiche Diagnostik vonnöten, aber es sind dann womöglich die Mittel nicht vorhanden.


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