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Rubrik: Lesen statt Hören
18. Dezember 2005

Verein Sonnensegel

von Gerhard Wagner

Moderation: Auch während der Ausstellung "Wahnsinnlichkeiten" konnte man anderen Künstlern bei der Arbeit zusehen. Worauf der künstlerische Leiter vom Sonnensegel, Mag. Donat Grzechowiak die Gäste aufmerksam gemacht hat.

Mag. Donat Grzechowiak, künstlerischer Leiter Sonnensegel: Wir sind hier derzeit jetzt 16 Künstler, Sie können sich ruhig dort hineinbewegen wenn Sie Lust haben. Da sitzen vielleicht auch noch Künstler, dort können Sie die Kunstwerkstatt sehen, die wir da sozusagen versuchen auf die Beine zu stellen. Unser Anliegen ist es, die Kunst von betroffenen Künstlern in erster Linie qualitativ soweit zu steigern, dass es dem Publikum gefällt und es gekauft wird. Gekauft aus dem Grund, weil es Ihnen gefällt und nicht weil es von, sagen wir, betroffenen Künstlern ist. Das ist unser größtes Anliegen. Ja, aber das ist hier heute ein anderes Thema, ich glaube, Sie werden es würdigen. Ich finde die Gedichte einfach wunderbar. Ich könnte mich daran nicht genug lesen. Und die Bilder?da muss ich dazu sagen: Zuerst war das Wort, wie in der Bibel, und dann kam sozusagen das Bild dazu.

Moderation: Ernst Kostal, der Autor der ausgestellten Texte, arbeitet schon seit längerem auch bei Pro mente. Er hat ein Buch mit seinen Werken bereits in Zusammenarbeit mit Pro mente veröffentlicht. Ernst Kostal zeigt sich von den gemeinsamen Ergebnissen in der Ausstellung begeistert.

Ernst Kostal, Literat: Ich muss sagen, ich bin heute hier am Vormittag hereingekommen und habe mir die Bilder angeschaut, die ich noch nicht so gekannt habe und ich war also wirklich überrascht. Sie sind fast zu schön um wahr zu sein. Ich finde auch die Idee ? ich weiß nicht genau von wem die kam ? einen Autor und einen Fotografen zusammenzuspannen - äußerst gut. Die muss von der Pro mente gekommen sein, ich weiß nicht, ja. Die Bilder vom Francisco ? ich bin sehr überrascht über seine Ästhetik des "Wahnsinnlichen". Trotzdem möchte ich seine Ästhetik um eine mir wichtige Nuance ergänzen. Um eine, auf die zum Beispiel Rilke mit dem Satz: "Und das Schöne ist nur des Hässlichen Anfang, weil es gelassen verschmäht uns zu zerstören" hingewiesen hat. In der Auseinandersetzung mit den Verhältnissen in der Moderne gibt es sehr vieles, was in kritischer widerständiger Absicht unternommen wurde und wird. Ich kann nur ganz stichwortartig und ohne Anspruch auf Vollständigkeit darauf hinweisen. Es gibt die Ästhetik des Hässlichen, Peter Weiss berühmten Roman "Die Ästhetik des Widerstandes", Augusto Boals "Theater der Unterdrückten", Immanuel Kants "Kritik der ästhetischen Urteilskraft", Ästhetiken des historisch-dialektischen Materialismus und so weiter und so fort. Sie alle stehen in Diskussionsverhältnissen oder sogar kriegerischen Befetzungen was dem ursprünglichen Wortlaut von Diskussion entspricht. Das lateinische "discutere" heißt "gegeneinander schlagen", "aufeinander einschlagen". Um eine weitere Facette des Wahnsinnlichen will ich den heutigen Abend noch ergänzen: Um die der Pornografie. Das hat sowohl persönliche Gründe als auch gesellschaftskritische. Persönlich hat mich die Prüderie meiner Mutter ? sie hat mir das ?Schau weg? eingetrichtert bis zum geht nicht mehr ? ungeheuere Energien gekostet um aus meiner Verklemmung irgendwie heraus- und eine Möglichkeit zu finden doch in Kontakt mit dem anderen Geschlecht zu kommen. Angstvoll, zittrig, aber doch. An dieser Stelle beginnt meine Alkoholgeschichte, meine Sucht. Gesellschaftskritisch weiß ich zum Beispiel, dass der Antipornografie-Feminismus der feministischen Bewegung in Nordamerika großen Schaden zugefügt hat. Denn der Schrei nach Zensur der Antipornografie-Feministinnen ihre Emanzipation den patriachalischen Gesetzgebern ? insbesondere in Kanada ? wiederum überlassen hat. In Kanada erlangte ein von den Antipornografie-Feministinnen vorgeschlagenes Gesetz Gesetzeskraft, wurde also zum realen Gesetz. Ein zweites Thema des Folgenden ist die Empörung über das soziale und psychische Elend, also auch letztendlich etwas Politisches. Aber jetzt zu den eigentlichen Texten:


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