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Von Dummköpfen, OskargewinnerInnen und dem Seehund-Jungen
„From Freak to Clique“ nennt sich Mat Frasers neue Comedy-Show auf Großbritanniens Bühnen. Der mit stark verkürzten Armen geborene Schauspieler, Musiker und Entertainer erzählt die Geschichte von behinderten UnterhaltungskünstlerInnen – von Römischen Spielen zu Jahrmarkt-Freak-Shows bis zum heutigen Hollywood. Freak-Radio war in Wolverhampton live dabei.
Auf der Bühne ein Rednerpult, das sogenannte „Poetry Corner“, ein Umkleidetisch mit zahlreichen schrillen Outfits, ein Tisch mit Wasserschüssel, Whiskey und anderen Accessoires, außerdem eine Uhr, ein Erfrischungsgetränk und ein Handtuch. Eine euphorische Lautsprecherstimme kündigt den Protagonisten des Abends an: „one of the most genetically disturbing men on the British stage“.
Das Wundermittel für die schwangere Frau
„Ich habe kurze Arme, wie Sie sehen“, beginnt Mat Fraser sich vorzustellen. In den ersten Monaten der Schwangerschaft in den frühen 60er Jahren habe seine Mutter das damals als unbedenklich eingestufte Medikament Thalidomide, auch bekannt als Contergan eingenommen. Wie sich später herausstellte, handelte sich dabei aber nicht nur um ein Wundermittel gegen Übelkeit am Morgen. „Und hier bin ich! Das ist das Ergebnis“, präsentiert sich der Performance Künstler.
Zeitreise durch die Unterhaltungsindustrie - mit Behinderung
Es folgen eineinhalb Stunden abwechslungsreiches, provokantes Programm gespickt mit schwarzem Humor und Political Incorrectness. Dabei schlüpft Mat Fraser in eine Vielzahl von Rollen: Er wird zum Tyrannosaurus Rex oder zu Sealo, the Sealboy. Dabei imitiert er Stanley Berent, der Anfang des 20. Jahrhunderts auf Jahrmärkten auftrat und mit seinen kurzen Armen unter dem Namen Sealo, the Sealboy sein Geld verdiente.
Mit seiner Comedy, seinen Gedichten und Songs rund um das Thema Menschen mit Behinderung im Showbusiness bringt Mat Fraser sein Publikum zum Lachen, aber auch zum Nachdenken. Nicht selten bleibt dem Zuschauer der eine oder andere Lacher im Halse stecken.
Filmmaschinerie „Hollyweird“
Statistisch gesehen haben SchauspielerInnen, die Charaktere mit Behinderungen darstellen, beste Chancen einen Oskar zu gewinnen. Wie wahrscheinlich ist es aber, dass ein Schauspieler mit Behinderung einen Oskar gewinnt? Das passiere wohl nie, merkt Fraser an und mimt die Rede eines zu Tränen gerührten Schauspielers bei einer Oskarverleihung. - Eines Schauspielers mit Armen wohlgemerkt, der von der „großartigen Erfahrung“ spricht, „mit solchen Leuten gelebt zu haben“.
Die Botschaft „We're all just a litte bit different, we're all just a bit not the same“ aus einem seiner Songs schickt er auch mit dem anschließenden Strip in die Welt. Dabei fallen nicht nur die Hüllen, sondern auch die Armprothesen, mit denen er zuvor noch den Hollywood-Schauspieler verkörpert hat.
Eine provokante, progressive Show. Mat Fraser überschreitet Grenzen, nimmt kein Blatt vor den Mund und zeigt ganz offen, was andere lieber verstecken würden. Humoristisches Kontrastprogramm zu alldem, was man aus dem Deutschsprachigen Raum kennt. Geeignet für alle Freunde des Schwarzen Humors mit und ohne Behinderung, die sich nicht so schnell verschrecken lassen.
Nächste Show im Dezember
Die nächste Vorstellung von „From Freak to Clique“ findet am 18. Dezember 2008 um 20.00 Uhr in Leeds statt. Weitere Informationen und Kartenreservierung unter 0044/(0)1132626777 sowie unter www.sevenleeds.co.uk.