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Wenn die Jugend zweimal anklopft
Aglae, Magdalena und Peter freuen sich auf eine besondere Begegnung. Sie stehen vor einer verschlossenen Tür in einem Wiener Seniorenzentrum. Nach zweimaligem Klopfen erscheint ein älterer Herr mit weißem, schütterem Haar.
Der 94 jährige Anton Prehm erweist sich als Kavalier der alten Schule. Er verneigt sich vor den Studentinnen und hilft ihnen aus den Mänteln. „Ein wahrer Gentleman.“, zeigt sich Magdalena beeindruckt. Aglae sucht unterdessen in der Küche nach einer Vase für die mitgebrachten Sonnenblumen. Wichtiger als das Mitbringsel ist es für den Senioren jemanden zu haben, mit dem er seine Zeit sinnvoll verbringen kann. „Die Jugendlichen von Oldies 72 besuchen einmal wöchentlich ältere Menschen, die wenig Ansprache haben. In Wien mag die finanzielle Armut eingedämmt sein, aber auch die soziale Armut muss gestoppt werden.“, betont Projektleiter Peter Länger. Anton Prehm hat ein konkretes Anliegen: Aufgrund seines hohen Alters sieht er schlecht und braucht Hilfe beim Ordnen seiner Dokumente. Aglae und Magdalena verschaffen sich einen ersten Überblick, während Peter Länger informiert: „Die Jugendlichen richten sich nach den Wünschen der Senioren. Sie lesen ihnen vor, begleiten sie zum Einkaufen oder zum Arzt. Aber wir verabreichen weder Medikamente noch bieten wir professionelle Pflege an. Generell besuchen die Betreuer zu zweit einen Oldie, das schafft Sicherheit.“ Anton Prehm strahlt, als ihm versichert wird, dass seine Unterlagen bald sortiert sein werden. Er bringt seinen Besuch zur Türe und freut sich auf ein Wiedersehen mit den beiden Studentinnen. Die Mission des Projektleiters ist damit vorerst beendet.
Warum Oldies 72?
Peter Länger fungiert als erste Ansprechperson für Senioren, oder Oldies, wie er sie liebevoll nennt. „Die Zahl 72 verweist auf das Lukasevangelium in dem Jesus 72 Jünger aussendet. Derzeit umfasst mein Team dreizehn Jugendliche, die sechs Oldies besuchen, aber ich würde die Anzahl gerne verdoppeln“ erzählt Peter während er Knabbereien und Saft auf den runden Tisch stellt. Das Hauptquartier von Oldies 72 befindet sich im Concordia Haus. Als Projektleiter organisiert er das monatliche Treffen aller Mitglieder. An diesem Abend ist er der Hahn im Korb. Neben drei seiner Mitarbeiterinnen hat auch eine Interessentin auf der gemütlichen Couch Platz genommen. Flavia studiert Anthropologie und hat durch ihre Großeltern Erfahrung im Umgang mit älteren Menschen gesammelt. Sie kann sich gut vorstellen mitzuarbeiten. Peter erzählt ihr, wie Oldies 72 entstanden ist. Er erinnert sich noch an den Wintertag an dem er und sein Schulfreund Andreas Resch eine ältere Frau auf der Straße sahen, die schwere Taschen schleppte. Die beiden Studenten dachten: „Das muss doch nicht sein!“ Das Projekt ist im März aus der Concordia 72 Bewegung entstanden, einer von Pater Georg Sporschill initiierten Plattform für Jugendprojekte. Andreas betreut inzwischen Waisenkinder in Rumänien und freut sich über die Erfolge von Oldies 72. Stolz kann Peter auch eine Neuigkeit berichten: Künftig kann sein Team sich in Betreuungsseminaren der Caritas weiterbilden.
Besuch
Der aus Niederösterreich stammende Projektleiter trifft die Oldies bevor er ihnen passende Betreuer zuweist. So besucht er auch eine 89 jährigen Pensionistin, deren Enkel den Oldies 72 Flyer in einer Kirche entdeckt hat. Peter Länger wird von den beiden herzlich empfangen und erzählt ihnen, wie Jugendliche ältere Menschen unterstützen.
Der Dame sieht man ihr Alter nicht an. Um den blauen Pullover hat sie ein weißes Halstuch geschlungen. Die 89 jährige wäre für etwas Hilfe im Alltag dankbar: „Mir fällt es schwer mit Rolltreppen zu fahren und ich hätte gerne jemanden, der mich zum Arzt oder Einkaufen begleitet“. Sie freut sich darauf mit Jugendlichen Zeit zu verbringen. „Das ist Blutauffrischung und hält sie jung.“, scherzt ihr Enkel. Auf eine mögliche Entlohnung der Helfer angesprochen lehnt Peter Länger höflich ab und betont die Ehrenamtlichkeit von Oldies 72. Er verspricht ihr sich nach geeigneten Betreuern umzusehen. Bevor die Seniorin ihn in die Kälte entlässt, ermahnt sie ihn die Jacke zu schließen. „Eine echte Großmutter eben.“, freut sich Peter über ein gelungenes Erstgespräch.