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.Wie wir vergessen
Was wollte ich aus dem Arbeitszimmer holen? Gerade habe ich es noch gewusst: Unser Gedächtnis ist sehr vielfältig, lässt uns aber manchmal kurz im Stich. Krankheiten wie Demenz oder Alzheimer beeinträchtigen es hingegen nachhaltig. Wie kann man mit dem Vergessen umgehen? Darüber spricht Christoph Dirnbacher mit seinen Gästen.
Wer war zu Gast?
Im Radiokulturcafe haben sich die Diskutanten: Günther Albrecht-Steinkellner (Psychotherapeut), Hannelore Pichler (Alzheimer-Selbsthilfegruppe Tulln) und Traude Izaak (Selbsthilfegruppe Alzheimer und Demenzkranke St. Pölten und NÖ-Mitte) eingefunden.
Funktion des Gedächtnisses
Das Gedächtnis gehört zu den größten evolutionären Errungenschaften des Menschen. Über die Sinnesorgane nimmt es Wahrnehmungen auf und speichert sie. Diese Informationen können zu späterer Gelegenheit wieder aufgerufen werden, beispielsweise um Situationen miteinander vergleichen zu können. Fachmann Albrecht-Steinkellner erklärt die verschiedenen Formen der Datenspeicherung. „Das sensorische Gedächtnis speichert Eindrücke im Bereich von Millisekunden. Je nach Gewichtung werden diese ins Kurz- bzw. Langzeitgedächtnis übertragen“.
Vielfältiges Vergessen
„Ich kann nur vergessen, was ich einmal erlernt habe. Ich kann nur lernen, was in meinem Gedächtnis gespeichert bleibt“, erklärt Psychotherapeut Albrecht Steinkellner den Zusammenhang zwischen Erinnerung und Erlerntem. So vielfältig unser Gedächtnis Daten speichert, so vielfältig ist auch das Vergessen. Kennen Sie die folgende Situation? „Das weiß ich doch, das liegt mir auf der Zunge…“ Das kann eine Blockade des Langzeitgedächtnisses sein. Albrecht-Steinkellner weiß Abhilfe: „Einfach nicht daran denken, dann kommt die fehlende Erinnerung zurück.“ Es gibt aber auch kurzfristige Störungen des Neuzeit- oder Kurzzeitgedächtnisses. Krankheiten wie Alzheimer hingegen greifen das Nervensystem an und beeinträchtigen das Gedächtnis nachhaltig.
Gesellschaftliches Stigma
Lange Zeit waren Alzheimer und Demenz ein gesellschaftliches Tabu. Auch heute ist diese Thematik für viele Angehörige mit Scham verbunden. Traude Izaak und Hannelore Pichler haben Selbsthilfegruppen für Alzheimer und Demenz gegründet. Sie hoffen, dass diese Krankheiten einmal wie jede andere Krankheit betrachtet werden.
Umgang mit Alzheimer und Demenz
Hannelore Pichlers Mutter war Alzheimerpatientin. Im Umgang mit ihr konnte sie viel über die Krankheit lernen: „Demenzkranke leben meist in einem Alter in dem sie viel leistungsfähiger waren oder wenn ihre Kinder noch klein waren“. Wichtig sei es nicht auf die Realität zu pochen, sondern auf die Patienten einzugehen und sie zu berühren. Auch Traude Izaak stellt im Umgang mit Demenzpatienten deren Erlebniswelt in den Vordergrund, beispielsweise durch gezielte Fragetechnik. Vermieden werden sollte jedoch die klassische „Warum-Frage“. „Die Alzheimer bzw. Demenzpatienten können dadurch das Gefühl haben sich rechtfertigen zu müssen“, so Traude Izaak.