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Rubrik: Lesen statt Hören
09. März 2004

Wo bleiben eigentlich die Männer in den Sozialberufen?

von Katharina Zabransky

Heidrun Aigner: Ich würde vorher gerne noch eingehen, auf das, was vorher gesagt wurde, auf zwei Aspekte. Es ist jetzt schon mehrere Male angesprochen worden, dass Frauen mehr Fingerspitzengefühl haben, dass sie einfühlsamer sind, dass sie toleranter sind, dass sie mitfühlender sind und ich denke, es ist nicht so, dass Frauen speziell diese Eigenschaften mehr haben als Männer, sondern es geht einfach darum: (von) Frauen (wird) schon mal ohnedies erwartet, diese Eigenschaften aufzuweisen.
Hingegen von Männern gar nicht. Das war ein Aspekt, den ich sehr wichtig finde.

Und der andere Aspekt, auf den ich auch noch eingehen möchte, ist der, wenn man davon spricht, wie viele Frauen und Männer braucht es in den Sozialberufen und in der Behindertenarbeit, dann spricht man ja eigentlich nicht immer davon, jetzt wirklich (von) Frauen und Männer(n), ob die nötig sind, es geht ja sehr viel um Verhaltensweisen. Es kann ja sein, dass in einem bestimmten Bereich nicht unbedingt ein Mann oder eine Frau tätig sein muss, sondern eine Person, die bestimmte Verhaltensweisen aufweist, die besonders tolerant ist, besonders einfühlsam und dass es in einem anderen Bereich eine Person braucht, die großes Durchsetzungsvermögen hat und sehr bestimmt ist.

Und da sagen wir oder wird oft gesagt, na da braucht's einen Mann oder da braucht's eine Frau. Das finde ich wichtig voranzuschicken. Zur Entstehung der Sozialarbeit, also wenn man so an die Ursprünge zurückgeht, also ich mache jetzt einen geschichtlichen Sprung bis ins 19. Jahrhundert zurück, da hat die soziale Arbeit so ihre erste Professionalisierung erfahren. Also,bürgerlichen Frauen war es damals verboten, berufstätig zu sein und der einzige Bereich, der davon ausgenommen war, war der Sozialbereich.Und zwar deshalb, weil Frauen ist es ja immer nicht nur erlaubt, sondern sie sind auch immer verpflichtet gewesen Versorgungsarbeit zu leisten, in der Hausarbeit tätig zu sein, pflegende Arbeiten auszuführen.

Und es ist ihnen natürlich auch erlaubt worden, diese Arbeiten auch außer Haus weiterzuführen. Also die Anfänge der sozialen Arbeit waren eigentlich nichts anderes, als Hausarbeit zu machen, aber die halt nicht in der Familie, in den eigenen vier Wänden, sondern außerhalb des Hauses. Und also vom Prestige haben wir heute auch schon sehr viel gehört, ich denke, da liegt die Wurzel des Problems, dass die soziale Arbeit oder auch die Arbeit mit behinderten Menschen so niedrig angesehen ist. Sie wird nämlich vielfach immer noch als Hausarbeit, als erweiterte Hausarbeit angesehen.


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