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Zwei extreme Leben. Zwei Extreme leben.
Ein Unternehmer und ein Extrembergsteiger im Portrait. Eine Sendung von Katharina Zabransky und Wolfgang Slapansky.
Den Mount Everest möchte Andy Holzer noch besteigen und den Mount Vinson, den höchsten Berg in der Antarktis. Dann hat er sein Ziel erreicht – auf dem Gipfel des jeweils höchsten Berges auf jedem Kontinent zu stehen. Das klingt wie der ganz normale Ehrgeiz eines ambitionierten Bergsteigers.
Weil im Wald nichts flach ist ...
Doch bei Andy Holzer liegen die Dinge anders: Er ist von Geburt an blind. Andy Holzer hat Retinitis pigmentosa, eine vererbbare Netzhautdegeneration. Doch das hat ihn nicht davon abgehalten, auf die höchsten Berge zu klettern.
Andy Holzer ist in einem Dorf südlich von Lienz aufgewachsen, direkt am Fuß der Lienzer Dolomiten. „Wenn man da zur Welt kommt, ist das Bergsteigen fast der Lebensmittelpunkt. Weil die Berge hinter der Haustür gleich hoch gehen. Wenn du da Schritt halten möchtest mit deinen Spielkameraden, musst du auf und ab steigen können; im Wald ist nichts flach“, sagt er. Bereits als Neunjähriger hat Andy Holzer, natürlich in Begleitung, den 2700 Meter hohen Spitzkofel in den Lienzer Dolomiten erklettert. Dann fand er lange keinen passenden Bergkameraden und konzentrierte sich auf seine berufliche Karriere. Er wurde Heilmasseur und Heilbademeister im Krankenhaus Lienz. Seine berufliche Selbstständigkeit hat er auch seinen Eltern zu verdanken, die ihn als blindes Kind nicht von der Welt abschotteten. Sie steckten ihn in eine "normale" Volkschule. Einen Blinden zu unterrichten – das war Anfang der 1970er-Jahre ungewöhnlich. In der Schule lernte Andy Holzer, sein Gedächtnis zu trainieren und sich alles zu merken, was er im Unterricht hörte.
Extremklettern ist für Blinde logisch
Was für Sehende unbegreiflich scheint – blind eine steile Wand hochzuklettern –, ist für Andy Holzer ganz logisch. Viel logischer, als sich im flachen Terrain zu bewegen. „Wenn die Wand wirklich senkrecht ist, wird es direkt komfortabel. Da hast du die Welt schön vor dir in Griffweite. Sie ist richtig hergerichtet für blinde Menschen. Du brauchst nur nach vorne fassen wie auf einen Monitor, und du siehst mit deinen zehn Fingern, was da abgeht.“
Im Augenblick lebt er seine Leidenschaft voll aus. Andy Holzer hat sich vom Krankenhaus Lienz karenzieren lassen und lebt nun von den Vorträgen über seine Klettertouren, die er in ganz Europa hält.
Barrierefreies Bauen als Unternehmensidee
Auch für Hanno Loidl war ein selbstständiges Leben immer oberste Maxime. Ganz besonders, seit er als 24-Jähriger nach einem Sportunfall querschnittgelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Er ließ ein behindertengerechtes Haus bauen. Das war 1972.
Mit diesem damals neuen Wissen – rollstuhlgerechtes und barrierefreies Bauen – gründete er sein eigenes Unternehmen, Hanlo Fertighaus. Mittlerweile stehen rund 50.000 Hanlo-Häuser von Mitteleuropa bis Belgien und Griechenland. Hanno Loidls Credo ist aber nicht, in erster Linie rollstuhlgerecht zu bauen, sondern kinderwagengerecht und altersgerecht. „Babys gibt es immer, viel mehr als Rollstuhlfahrer. Dort, wo eine Frau mit dem Kinderwagen hinkommt, kommt man auch mit dem Rollstuhl hin.“
Für Andy Holzer ist seine Blindheit keine Behinderung – sie hat ihn dazu gebracht, Gehirnzellen zu trainieren. Auch Hanno Loidl streicht das Positive an seiner Querschnittlähmung hervor: „Man hat mehr Zeit, sich mit Themen auseinanderzusetzen, was ein anderer nicht so intensiv macht, weil er in dem Alter mehr Freizeitinteressen hat.“
Mehr über die Lebensgeschichten von Hanno Loidl und Andy Holzer hören Sie in der heutigen Freak-Radio Sendung.
Dieser Beitrag ist im Rahmen des Projektes "Lebens- und Arbeitswelten" erschienen.