Seitenanfang:

Link zum InhaltLink zum MenüLink zur Suche

Inhalt:

Rubrik: Leichter Lesen
17. Februar 2008

Helden mit Behinderung

von Franz Hoffmann, Gerhard Wagner

Wer kennt sie nicht, die vielen Helden, die im Kino oder im Fernsehen ihre Abenteuer bestehen? Superman; Batman; Kottan, Schrammel und Schremser; Monk; Dr. House und X-Man?

X-Men Team mit Boss (Rollstuhlfahrer) in einem futuristischem Gang

Das Interessante dabei ist, dass es viele Helden gibt, die eine Behinderung haben. Zum Beispiel: Monk ist ein Fernsehheld, der die kompliziertesten Fälle löst. Aber er hat ständig Angst, sich mit Krankheiten anzustecken. Er will immer, dass alles geordnet und sauber ist. Sonst geht es ihm schlecht. Das nennt man Zwangsneurose und das gehört zu den psychischen Behinderungen.

Dr. House ist ein Genie (sprich Schenie), der schon viele Kranke gerettet hat. Aber er selbst hat ein kaputtes Bein und hat immer Schmerzen. Deshalb nimmt er zu viele Schmerztabletten.

Über diese Helden hat ein Freak-Radio eine Sendung gemacht. Peter Steinkellner, Katharina Zabransky und Christoph Dirnbacher haben mitgearbeitet.

Zuerst sind sie auf die Straße gegangen und haben die Leute befragt: Was ist ein Held?

Ein Held tut etwas Tolles, zu dem schauen die Leute auf. Ein Held ist mutig und macht Dinge, die andere nicht machen. Ein Held hilft anderen Menschen und denkt vorher nach, was er tut. Ein Held hat besondere Kräfte: entweder ist er stark oder ausdauernd oder sehr klug. Viele Helden wollen Gerechtigkeit.

Was macht einen Helden wirklich aus?

Jede Zeit hat ihre Mode, jede Zeit hat ihre Helden. Helden sind anders als die meisten Menschen. Helden können still und leise sein. Helden können im Mittelpunkt stehen. Helden sind Leute, die sich trauen, unter schwierigen Umständen die Wahrheit zu sagen.

Eduard Holubarz ist blind und von Beruf Mediator. Ein Mediator vermittelt in Streitigkeiten zwischen zwei Menschen oder Gruppen. Was ist für ihn ein Held?

Ein Held nimmt nicht Rücksicht, was er selbst erleiden muss. Auch wenn es gefährlich ist, lässt er sich nicht abhalten. Er prüft vorher die Gefahr, aber setzt sich trotz Gefahr für andere ein.

Helden sind Vorbilder. Die Menschen müssen jedoch zuerst erkennen, dass sie vorbildlich sind.

Der Psychotherapeut Günther Albrecht hilft Menschen mit seelischen Schwierigkeiten. Für ihn erfüllen Helden unterschiedliche Bedürfnisse, die die Leute haben. Sie sind daher meist außergewöhnlich.

Helden sind Produkte der Fantasie: Das kann aber auch eine Gefahr sein: Kinder sind schon aus dem 2. Stock gesprungen, weil sie geglaubt haben, dass sie auch so fliegen können wie Superman.

Eduard Holubarz ist anderer Meinung: Er glaubt, dass Jugendliche gut unterscheiden können, was die Wirklichkeit ist und was Fantasie. Sie wissen, was die Helden können und was wir nicht können.

Helden mit Behinderung

Für viele ist es schon heldenhaft, dass Menschen mit ihrer Behinderung ihr Leben gut organisieren. Andere sagen: Dass man sein Leben selbst organisiert, hat nichts mit Behinderung zu tun. Das Leben organisieren müssen eigentlich alle.

So entscheidet jeder für sich selbst, wer ein Held ist. Oder was einen Helden ausmacht.

Im Fernsehen und in Filmen gibt es in letzter Zeit immer mehr Helden, die eine Behinderung haben. Woran liegt das?

Auch in früheren Sagen und Geschichten gab es Menschen, die eine Schwierigkeit überwinden mussten. So hat der berühmte Redner Demosthenes zuerst gestottert. Dann hat er es überwunden und war der beste Redner weit und breit.

Monk, der Detektiv mit einer psychischen Behinderung

Der Detektiv Adrian Monk ist zwar hoch intelligent, aber er hat Angst sogar vor harmlosen Fröschen! Oder ihn stören Bilder, die ein wenig schief hängen. Sie stören ihn so sehr, dass er nicht weiter arbeiten kann. Dann muss er das Bild unbedingt gerade hängen. Anderen wäre das gar nicht aufgefallen. Aber genau das macht Monks Erfolg aus. Er bemerkt Kleinigkeiten, die anderen gar nicht auffallen. Damit löst er Verbrechen und findet die Mörder.

Das ist einerseits gut, weil die Zuschauer nachdenken, warum behinderte Menschen leicht Helden sein können. Andere meinen aber, dass Fernsehhelden oft zu konstruiert sind und zu wenig mit der Realität zu tun haben.

Dr. House, ein außergewöhnlicher Arzt

Dr. Gregory House ist ein Arzt, der immer Schmerzen hat und deshalb schwere Medikamente nimmt. Von diesen ist er schon abhängig wie ein Drogensüchtiger. Tatsächlich gibt es wirklich Ärzte, die von Medikamenten abhängig sind.

Für viele ist Dr. House deshalb ein Held, weil er sich nicht für seine eigenen Interessen einsetzt. Ihm ist die Gesundheit seiner Patienten wichtiger. Dabei glaubt ihm gerade das in den Sendungen kaum jemand.

Manfred Stürzer hat einen Comic-Shop. Seiner Meinung nach sind behinderte Helden ein Gegensatz zum Alltag. Ein behinderter Held ist eigentlich noch interessanter als ein „normaler“ Held.

Helden im Alltag

Nicht nur im Film gibt es Helden. Auch im Alltag leisten manche Außergewöhnliches, ohne an sich selbst zu denken: entweder in Katastrophen, wenn Helfer in großer Gefahr umgestürzte Bäume beseitigen oder aus brennenden Häusern Menschen retten oder bei einem Überfall die Räuber festnehmen.

Und diese echten Helden des Alltags sind manchen noch lieber als die erfundenen aus Fernsehgeschichten oder Comics. Aber was Heldentum wirklich ist, ist eine Frage der Bewertung. Ein mutiger Kunde, der einen Bankräuber stellt, ist vielleicht ein Held. Wenn er dabei aber erschossen wird, war er nur dumm, weil er unnötig sein Leben riskiert hat. Es gibt übrigens viel mehr Männer, die als Helden gesehen werden als Frauen.

Dabei kann jeder zum Helden werden, wenn sie oder er lernt, auf die innere Stimme zu hören und das Beste aus sich zu machen.


Seitenanfang