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.Leben und wohnen in Wien
Michael Ludwig ist seit 2007 Wohnbaustadtrat. Er möchte, dass unerschiedliche Menschen zusammen wohnen: Also junge und alte Leute, sozial Schwächere und Reiche und - auch Menschen mit verschiedenen Behinderungen sollen zusammen mit allen anderen wohnen.
Der Stadtrat ist für 220.000 Wohnungen in Wien zuständig und damit der größte »Hausherr« in Europa.
Was ist sozialer Wohnbau?
Michael Ludwig ist nicht nur für die Gemeindewohnungen zuständig, sondern auch für den Neubau der Wohnungen. Welche Wünsche hat er an den Wohnbau in Wien und was bedeutet eigentlich sozialer Wohnbau?
Dass sich Leute, die nur wenig Geld haben, ihre Wohnungen auch leisten können. Ihm ist es ein besonderes Anliegen, dass es verschiedene Wohnmöglichkeiten für verschiedene Menschen gibt. Denn jeder hat andere Bedürfnisse, jeder hat andere Wüsche, wie er wohnen möchte. Daher will der Wohnbaustadtrat, dass nicht alle Wohnungen gleich aussehen, sondern dass es verschiedene Möglichkeiten und verschiedene Wohnformen gibt.
Förderungen für Wohnungen
Stadtrat Ludwig will durch bestimmte Förderungen diejenigen unterstützen, die es brauchen: Zum Beispiel gibt es eine Unterstützung, nämlich die Wohnbeihilfe für Menschen, die nicht viel verdienen.
Auch behinderte Menschen und Menschen in unterschiedlichen Lebensabschnitten (etwa alte Menschen) brauchen barrierefreie Wohnungen. Schon beim Neubau soll das vorgesehen werden: Auch dann, wenn sie sich nicht mehr gut bewegen können, sollen die Bewohner ihre Wohnung behalten können. Das bedeutet, dass ältere Menschen auch dann in ihre Wohnung können, wenn sie eine Gehhilfe haben oder einen Rollstuhl. Und auch Menschen, die schlecht sehen, müssen gut in ihre Wohnung finden und sich dort zurecht finden können.
2004 gab es ein Gesetz. Dieses hat die Breite der Türen oder Platz für einen Rollstuhl zum Umdrehen geregelt: zum Beispiel am Gang oder am WC. Immer wieder sind bei alten Aufzügen Unfälle passiert. Das soll sich durch bessere Sicherheitsregelungen verbessern.
Gesundes Wohnen
Immer mehr Menschen vertragen künstliche und chemische Produkte nicht. Das gilt nicht nur für das Essen, das gilt auch für Wohnungen. Denn manchmal entstehen giftige Gerüche. Manche Menschen werden krank, wenn es zu viel künstliche Stoffe in den Wänden oder im Boden oder in anderen Bereichen gibt.
Daher hat Michael Ludwig im Sommer 2007 verordnet, dass es keine giftigen Stoffe mehr geben soll. Diese Verordnung gilt sowohl bei Umbauten und Renovierungen von Wohnungen als auch bei Neubauten. Er nennt das: Chemiefreie Baustelle.
Wohnen am Mühlgrund
Stadtrat Ludwig stellt ein neues Modell des Zusammenwohnens von Menschen mit Behinderungen und anderen Menschen vor. Am Mühlgrund im 22. Bezirk gibt es ein Wohnhaus mit zwei Eingängen. Von einem Eingang kommt man in einen Gemeinschaftsraum mit gemeinsamem Mittelteil. Von einem anderen Eingang können Freunde, Bekannte oder Verwandte von außen hinein kommen. In diesem Wohnprojekt leben verschiedene Menschen verschiedener Generationen zusammen: also Zwanzigjährige, Achtzigjährige, Vierzigjährige und alle anderen.
Durchs Reden kommen die Leute zusammen
Es gibt auch andere Projekte: Wichtig ist es, dass die Menschen miteinander reden. Das wird auch in manchen Wohnprojekten gefördert. Menschen, die aus dem Ausland kommen (oder deren Kinder) sollen mit den anderen Bewohnern der Gemeindebauten ins Gespräch kommen. Die Stadt Wien stellt dafür Fachleute zur Verfügung, die ein gutes Gesprächsklima aufbauen. Mittlerweile haben ungefähr ein Drittel der Wiener Verwandte aus dem Ausland.
0,0032 Prozent der Wohnungen sind barrierefrei
Von den 220.000 Wohnungen in Wien sind 700 barrierefrei nach dem Gesetz (ÖNorm, die das Bauen regelt). Das sind nur 0,3 Promille. Aber das soll sich in den nächsten Jahren ändern. Dann soll es auch viele Umbauten geben, die mehr Wohnungen zugänglich machen.
Der Wohnbaustadtrat wünscht sich, dass es bald keinen Unterschied mehr gibt: Alle Wohnungen sollen in Zukunft zugänglich sein. Menschen, die eine Behinderung haben, können eine Förderung beantragen, damit ihre Wohnung zugänglich wird. Dafür müssen sie zum Amt gehen.Drei Viertel (75%) der Kosten kann dann die Stadt Wien für den Umbau bezahlen.
Der Stadtrat möchte, dass die Architekten nachdenken, wie sie die Situation von behinderten Menschen möglichst gut berücksichtigen. Und zwar nicht nur dort, wo es die Gesetze vorschreiben, sondern überall dort, wo es notwendig ist.
Wie wohnt ein Wohnbaustadtrat?
Der Stadtrat ist ein begeisterter Floridsdorfer. Floridsdorf ist der 21. Bezirk Wiens. Michael Ludwig ist zunächst in einer Gemeindewohnung aufgewachsen, hat dann in einer Genossenschaftswohnung gewohnt und wohnt jetzt in einem Kleingarten. Er ist Floridsdorf treu geblieben, war dort auch Bezirksrat und in anderen politischen Ämtern. Er schätzt vor allem das grüne Umfeld, das es im 21. Bezirk gibt. Das gibt es natürlich auch in seinem Kleingarten. Es hat aber auch Nachteile: "Dafür muss ich auch bei Regen fünf Minuten zu meinem Auto gehen", sagt Michael Ludwig.
Die alten Leute wohnen wie in ihrer Jugend
Wenn der Stadtrat einmal in Pension ist, möchte er unter vielen Menschen wohnen. Eine Möglichkeit ist für ihn ein Seniorenwohnheim.
Es gibt jetzt aber ganz andere Wohnformen, wie Pensionistenwohn-gemeinschaften: Die Leute, die 1968 neue Wohnformen ausprobiert haben, sind jetzt selbst alt. Und so, wie sie damals in Kommunen (Wohngemeinschaften) gezogen sind, wollen sie auch heute in solchen wohnen. Und so können wir sehen, meint Stadtrat Ludwig, dass Menschen in der Jugend und im Alter eigentlich gar nicht sehr viel anders leben wollen.
Sendungsverantwortlich: Julia Wolkerstorfer