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Tipps & Tricks 3: Transkriptionen

Wie kann man einen mündlichen Text in einen schriftlichen Text umwandeln?

von Gerhard Wagner


    1.    Schriftliches und die mündliches Deutsch unterscheiden sich deutlicher, als es manche annehmen. Die grammatikalischen Regeln schriftlicher Ausdrucksweise sind wesentlich strenger als in der mündlichen Sprache. Werden diese Regeln nicht eingehalten, so wirkt der Artikel nicht seriös. So verlangt etwa das Bindewort »weil« einen Nebensatz, »denn« in gleicher Bedeutung einen Hauptsatz. Wenn das im mündlichen anders gesagt wird, so muss es im Schriftlichen korrigiert werden. Überhaupt gibt es im mündlichen Deutsch oft nur wenige Konjunktionen (Bindewörter): So kann etwa: »wo« nicht nur »wo« bedeuten, sondern auch »als« »für die«, »bei denen« usw. (siehe unten stehende Beispiele).
    2.    Dafür gibt es oftmals Wertungen, sogar auch bei wissenschaftlichen Referaten, die in der Schriftform unseriös wirken: »Leider Gottes ist 2007 die Inflation wieder gestiegen.« -> »Die Inflation ist 2007 wieder gestiegen«.
    3.    Auch der Zeitengebrauch unterscheidet sich in mündlicher und schriftlicher Sprache: Während in der mündlichen Sprache oft die das Pefekt als Vergangenheitsform verwendet wird und das Präsens auch zukünftig eingesetzt wird, ist es in der schriftlichen Sprache eindeutig Präteritum und Futur: »Er hat gerade darüber gesprochen und kommt am Ende nochmals darauf zurück« muss es in der Schriftform heißen: »Er sprach gerade davon und wird am Ende der Rede nochmals darauf zurückkommen.«
    4.    Mündliche Sprache wiederholt sich gerne, sie unterbricht begonnene Satzkonstruktionen und führt sie anders weiter. In der Schriftform muss das die Ausnahme bleiben! Das bedeutet, dass man bei der Transkription für sinnvolle und logische Satzeinheiten sorgen muss, die zudem nicht zu lange sind. Satzkonstruktionen, die sich über mehrere Zeilen ziehen, emtsprechen nicht der Schriftform, es sind also kürzere Satzeinheiten notwendig. Das sorgt für klarere Information und leichtere Lesbarkeit.
    5.    Unvollständige Verbalformen oder Flexionsformen, wie zum Beispiel »ich hab« statt »ich habe« oder »die Leut« statt »die Leute« machen einen fragwürdigen Eindruck und sind jedenfalls grammatikalisch nicht korrekt; ebenso wenn Begriffe transkribiert werden, die nicht der Schriftsprache entsprechen: »selber« -> »selbst«, »im Fernsehen rennt "Dr. House"« -> »im Fernsehen läuft "Dr. House"« ...
    6.    Bei der Transkription ist ganz besonders zu beachten, dass passende Satzzeichen gesetzt werden. Viele Transkriptoren neigen dazu, hauptsächlich Beistriche zu machen, weil der Redefluss meist dazu einlädt. Das kann man in vielen Fällen besser machen! Vielen Sätzen fehlt in Fragesätzen eindeutig das Fragezeichen. Das ist sogar auch grammatikalisch falsch. Viel öfter könnte auch ein Rufzeichen gesetzt werden oder eine Klammer, ein Bindestrich oder Doppelpunkt: »...immer wieder Trubbles gegeben, und da habe ich mich gefragt, wie machen wir es besser, und deshalb...« -> »...immer wieder Schwierigkeiten gegeben. Da habe ich mich gefragt: Wie machen wir es besser? Deshalb...« Die Sprache wird klarer, der Aufbau logischer: All das erleichtert die Lesbarkeit.
    7.    Ganz wichtig ist auch, dass es einen logischen Aufbau der Sätze gibt - in der mündlichen Sprache reihen wir in Nebensätzen auch noch Attribute dem abschließenden Prädikat hinterher, das ist grammatikalisch verboten und wirkt unseriös! »...weil es immer wieder Probleme gegeben hat durch mangelnde Barrierefreiheit.« -> »...weil es immer wieder wegen mangelnder Barrierefreiheit Probleme gegeben hat.« »Er hat gezeigt, wie das Bildungssystem aufgebaut ist in Schweden« -> »Er hat gezeigt, wie das Bildungssystem in Schweden aufgebaut ist«
    8.    Auch der bestimmte Artikel ist in der Schriftsprache viel seltener eingesetzt als im mündlichen und daher in der Transkription wegzulassen, etwa: »Was der Herr Minister Buchinger gerade gesagt hat,...« In diesem Beispiel sollte in journalistischer Exaktheit auch noch den Vornamen des Ministers ergänzt werden, um den Lesern vollständige Informationen zukommen zu lassen und »Herr« sollte man dann auch gleich weglassen: »Was Minister Erwin Buchinger gerade gesagt hat,...«
    9.    Was für alle Texte bei Freak-Radio gilt, gilt natürlich auch für die Transkriptionen: »Die Behinderten« und ähnliche Ausdrücke vermeiden, denn das beschränkt die Menschen auf ihre Behinderung. Entweder verwenden wir dann: »Behinderte Menschen« oder »Menschen mit Behinderungen« oder »Menschen, die eine (z.B. Seh-)Behinderung haben«. Besser wäre es aber noch konkreter: Wenn ich von der Schule rede: »Behinderte Schüler« oder »LehrerInnen mit Behinderungen«, im Internet: »Behinderte Nutzer« oder etwa »User, die nicht sehen«. Wenn in Texten falsche Bilder verwendet werden, die, so wie hier, einfach zu ändern sind, kann man das tun, vielleicht auch in einer eckigen Klammer, um anzudeuten, dass das eine Ergänzung der Redaktion ist.

Weitere Tipps und Tricks:

    •    »und«: Sätze kürzen. Oft kann man »und« streichen und stattdessen einen neuen Satz beginnen!
    •    Lieber einen Doppelpunkt und Punkt als einen Beistrich setzen: Das dient wiederum kürzeren Satzeinheiten. Vor allem in Wendungen wie: »Ich frage mich, wird das alles sein?« -> »Ich frage mich: Wird das alles sein?«
    •    »Das heißt« nicht transkribieren, schon gar nicht in der Abkürzung »dh«. Oft reicht es, wenn man »das heißt« durch einen Doppelpunkt ersetzt oder einen Absatz macht. Auch ein eingefügtes und flüssigeres »also«: »es ist also...«
    •    Komplexere Zahlen ab 13 nicht ausschreiben! Beispiele: »neunundneuzigkommaneun Prozent« -> »99,9 Prozent« oder »Please answer this simple math question: Sechs plus einundsechzig ist gleich?« ?»Please answer this simple math question: 6+61=?« Ausnahmen: Bei ganzen Zahlen wie »hundert« oder »tausend« ist das Wort sogar besser als die Zahl.
    •    »Zum Beispiel« nur in Ausnahmefällen verwenden, schon gar nicht abkürzen (Abkürzungen wie dh., etc., usw., z.B... sollte es in einem schriftlichen Lesetext niemals geben) Oft kann es überhaupt weggelassen werden oder durch »etwa« oder »beispielsweise« ersetzt werden.
    •    »weil«: Im mündlichen Gespräch wird »weil« oft mit einem Hauptsatz verwendet: »...weil ich komme heute nach Hause« -> »...weil ich heute nach Hause komme« oder: »...denn ich komme heute nach Hause«
    •    »wo« Nur dann verwenden, wenn es wirklich örtlich gemeint ist, und selbst da ist es oft nicht ideal: »Gebäude, wo« -> »Gebäude, in denen (bei denen)...«. Wird »wo« zeitlich gebraucht: -> »als« oder »Es gibt Fälle, wo« -> »Es gibt Fälle, bei denen (in denen)« ...
    •    Manche Superlative sind völlig unnötig und noch dazu grammatikalisch falsch: »unterschiedlichste« -> »unterschiedliche«
    •    Satzstellung: z.B.: »Überall dort, wo aber beispielsweise es individuelle Maßnahmen...« -> »Überall dort, wo es aber beispielsweise individuelle Maßnahmen...«
    •    »oder so« -> ... kann man mit drei Punkten ersetzen.-
    •    »sozusagen« oder »sogenannt« -> einfach unter Anführungszeichen setzen: »...«
    •    »einfach« -> jedes zweite »einfach« kann man am besten weglassen: »Ich wollte einfach sagen« -> »Ich wollte sagen« , ähnlich »total«: »Das ist total spannend« -> »Das ist spannend!«
    •    »und so weiter« -> Meist kann man es streichen oder durch drei Punkte ersetzen, vor allem am Ende eines Satzes: »...«, Beispiel: »für Menschen, die auch einen Schalter problemlos aufsuchen, ein Formular von Hand ausfüllen können und so weiter.« -> »für Menschen, die problemlos auch einen Schalter aufsuchen können, ein Formular von Hand ausfüllen...«
    •    »ein bisschen« -> auch das kann man in den meisen Fällen weglassen: »Ich möchte jetzt ein bisschen sagen« -> »Ich möchte jetzt sagen«
    •    »natürlich«: Das wird in mündlichen Texten oft gebraucht, passt aber überhaupt nicht im schriftlichen Text, weil es meistens nicht »natürlich«, sondern künstlich wirkt und einfach nicht passt - Weglassen! -> Beispiel: »Ein anderes Problem ist natürlich , dass es technologische Probleme geben kann« -> »Ein anderes Problem ist, dass es technologische Probleme geben kann«

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