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.Tipps & Tricks 5: Produktion und Untertitelung barrierefreier Web-Videos
Die Einbindung von Webvideos hat sich in letzter Zeit im Internet sehr verbreitet, ähnliches gilt für die Untertitelung. Wie das Zusammenspiel genauer aussieht und was Interessierte tun können, um auch Videos barrierefrei zu machen, wird hier beschrieben.
Das Umfeld im Web
Videos im Web sind nicht automatisch mit dem TV- oder Kino-Erlebnis zu vergleichen. Es gibt eine Reihe von Videofilmen, die inhaltlich gut gelungen sind und dennoch im Web in ihrer Wirkung nachlassen.
Wodurch geschieht dies? Man übersieht oft, wie der Rezipient die Videos im Web wahrnimmt (es geht nicht um Perfektion, sondern um eine Balance). Webvideos funktionieren in einem multifunktionalen Möglichkeitsraum innerhalb von technisch limitierten Rahmenbedingungen und gegebenen Interaktionsmöglichkeiten bzw. Zugängen. Das Web ist im Idealfall ein optimaler Kompromiss zwischen bestmöglicher Qualität und Ladeverhalten bei unterschiedlichen Umgebungen.
Produktionsphasen
- Vorproduktion
- Produktion
- Postproduktion
Was oft vernachlässigt wird, ist die Vorproduktion, hier wird vor allem inhaltlich, gestalterisch und technisch auf konzeptioneller Ebene vorbereitet sowie die Rahmenbedingungen abgeklärt. Auch die Produktion und die Postproduktion werden in dieser Phase organisiert.
Während der Produktion wird gefilmt und in der Postproduktion der Rohschnitt, die Gestaltung, die Untertitelung, die Tonbearbeitung und nach dem finalen Schnitt die Komprimierung für das Web durchgeführt.
Im Web gibt es eine zusätzliche Komponente, die oft überhaupt nicht berücksichtigt wird, nämlich das Zusammenspiel und die Wirkung auf einer Website. Wer dies erst in der Postproduktionsphase überlegt, limitiert damit die eigenen Gestaltungsmöglichkeiten beträchtlich. Vieles wird damit so letztlich zum Kompromiss, weil viele Schritte nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Die dabei notwendigen Extraarbeiten sind dann ein zusätzlicher Aufwand, der die ungenützten Möglichkeiten nicht mehr vollständig ausgleichen kann, außer man fängt von vorne an.
Untertitelung
Die Untertitelung von Videos wird oft als eigener Schritt in der Postproduktion betrachtet, und daher werden oft erst in dieser Phase Überlegungen dazu angestellt. Diese sollten eigentlich schon in der Vorproduktion passieren, da man noch den vollen Gestaltungsspielraum hat, die Möglichkeiten abchecken und die einzelnen Komponenten konzeptionell sinnvoll miteinander verzahnen kann.
Arten von Untertiteln
Man muss unterscheiden zwischen Untertitel und Captions. Die begriffliche Differenzierung ist im Web bisher nicht sehr genau. Der Unterschied ist nämlich groß. Captions sind eigentlich an sich für ein schwerhöriges bzw. gehörloses Publikum gedacht. Hier wird zusätzlich auf dramatisch bedeutende Geräusche und Soundeffekte hingewiesen und Aussagen den Personen zugeordnet. Während Untertitel nur eine Übersetzung sind (z.B. für Fremdsprachen).
Grundsätzlich unterscheidet man Open Captions (Subtitles) oder Closed Captions (Subtitles). Bei Ersteres handelt es sich um Untertitel (UT), die direkt im Film eingebettet sind, sie können nicht ausgeblendet werden. Bei Zweiterem geht es um ein- und ausblendbare UT.
Die unterschiedlichen Möglichkeiten erscheinen zwar banal, doch in der Produktion und im Web sind sie von großer Relevanz. Während man bei Open Captions die Untertitel direkt in die Videospur einarbeitet, werden bei Closed Caption die Untertitel mit einem eigenen Editor und einem fertigen Film geschrieben. Die Vorausetzung für Closed Captions ist ein Webvideoplayer auf der Website, der in der Lage ist, Unteritel aus einer standardisierten Datei hinzuzuschalten (die Zugänglichkeit von Webvideoplayern sind ein eigenes technisches Kapitel – diese werden hier nicht näher erläutert).
Beide Möglichkeiten haben je nach benutztem Webplayer Vor- und Nachteile. Bei Open Captions kann man das Video auf jeden Player einsetzen, während bei Closed Captions die Entscheidung zu treffen ist, welcher Webvideoplayer und das dazugehörige Format der Untertiteldatei zum Einsatz kommt. Doch auch Closed Captions haben seine Vorteile, die Open Captions wiederum nicht haben.
Hier gibt es Details über Gestaltung von UT zu klären, bei Open Captions hat man die volle Kontrolle bei der Gestaltung, während man bei Closed Captions nur die Möglichkeiten nutzen kann, die der Webvideoplayer vorgibt.
Grundsätzlich gilt es allgemein bei Untertitel zu beachten, dass die Untertitel
- synchron und
- äquivalent sind.
Unter synchron versteht man, dass die UT zeitlich genau mit dem Gesprochenen bzw. den Geräuschen übereinstimmen. Mit äquivalent ist die volle inhaltliche Übereinstimmung gemeint. Vereinfachungen sind zu vermeiden, dasselbe gilt auch für zeitverzögerte Untertitel. Unterschiede machen sich bemerkbar, auch wenn der Rezipient nicht hören kann. Nur so ist die Qualität der Untertitel gewährleistet, ansonsten verfälscht man schon den Inhalt.
Gestaltung der Untertitel
Die Gestaltung ist ein wichtiges Thema, die oft vernachlässigt oder einfach eher lieblos implementiert wird.
Es fängt mit den Regeln der Typographie an, die im Prinzip nichts anderes sind, um die Lesbarkeit des Textes zu gewährleisten. Der Lesefluss sollte darunter nicht leiden, was bei UT leider jedoch vorkommt, selbst bei Film-DVDs mit UT.
Auch hier gilt die Balance sicherzustellen. Die Schrift sollte keine Serifenschrift sein, nicht zu dünn und nicht zu dick. Die Zeichenabstände (Kerning) sollen möglichst den Lesefluss fördern. Sie sollen nicht zu eng anliegend und nicht zu weit auseinander sein, dasselbe gilt für den Zeilenabstand. Was für Mengentexte förderlich ist, muss nicht zwingend für UT gut sein.
Bei statischen Mengentexten ist ein guter Zeilenabstand für den Lesefluss recht angenehm, jedoch nicht bei dynamischen Texten. Hier kann ein Zeilenabstand von eineinhalb Zeilen schon sehr schwer zu lesen sein. Wichtig ist auch, dass die Untertitel eine fixe Zeilenposition für die erste gelesene Zeile haben. Untertitel sollen nie mehr als zwei Zeilen haben. Daher ist die zweite Zeile logischerweise auch eine fixe. Damit ist sichergestellt, dass das Lesen der Untertitel ruhig und konsistent ist. Ansonsten läuft man in Gefahr, dass die Untertitel beinahe wie verwackelte Bilder wirken. Leider sind nicht wenige Webvideoplayer für Closed Captions so programmiert worden, dass nur die unterste Zeilenposition fix ist und der Text mit der zweiten Zeile nach oben rutscht. Dadurch ist das Leseerlebnis kein ruhiges mehr. Denn die Filme bzw. Videos sind an sich schon dynamisch und wenn der Unteritel auch noch diese Unruhe hat, dann beeinträchtigt es das gesamte Filmerlebnis.
Nicht vergessen sollte man, dass die UT einen guten Kontrast haben, das kann durch eine gut sichtbare Kontur geschehen. Die optimale Stärke der Kontur lässt sich erst im Abspielen des Filmes erkennen, denn ein statisches Standbild ist im Vergleich zu bewegten Bildern ruhig. Die Stärke der Kontur soll der Unruhe der Bewegtbilder entgegenwirken. Damit wird das Filmerlebnis mit UT schon verstärkt.
Es gibt auch schwarze Zeilenhintergründe, welche von den TV-Untertitel herstammen und durch die rein technischen Limitierungen entstanden sind, um wenigstens einen Kontrast zu gewährleisten. Sie sind daher als eine Art Retro-Stil zu betrachten. Halbtransparente fixe Hintergründe für UT kommen ebenfalls vor. Sie überlagern das Bewegtbild und nehmen eigentllich unnötigen Platz weg, obwohl sie ästethisch schön aussehen können. Außer sie sind von vorhinein so konzipiert, sodaß beim Filmen schon darauf bedacht genommen wird, indem der benötigte Raum in der Bildkomposition der Kameraführung berücksichtigt wird. Auch hier sieht man wieder, wie sehr es um eine Balance geht. Gestaltung ist prinzipiell ein Herstellen einer Balance, deren Wirkung sich gerade darin entfaltet.
Komprimierung von Webvideos
Videos und Filme werden für das Web komprimiert, um die Datengröße zu verringern und ein Filmerlebnis im Web bei bestmöglichster Qualität zu ermöglichen. Das hängt von der Wahl des Codecs, von der Bitrate, der Länge des Videos, Größe der Datei und der Auflösung ab. Nicht jede Auflösung erzielt mit dem gleichen Codec dieselben Ergebnisse. Der Grund liegt darin, dass die Videos vom Original soweit wie möglich heruntergerechnet werden. Hier gilt es Erfahrungswerte aufzubauen.
Bei Videoportalen wie Youtube ist zu beachten, dass man sich an die empfohlenen Einstellungen hält, wie Videoformat, Bildformat, Auflösung, Audioformat, Bilder pro Sekunde, maximale Länge und Dateigröße, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Denn nicht jeder Codec eignet sich für jede Auflösung.
Empfohlende Einstellungen für Youtube
Closed Captions und Untertiteleditoren
Für Closed Captions gibt es Webvideoplayers, die ein bestimmtes Format für die UT benötigen. Im Web standardisiert ist das TimedText-Format, welches vom W3C-Consortium empfohlen wird. Dafür gibt es auch eigene Editoren, sehr praktisch ist der Online-Editor von www.subtitle-horse.org, damit lassen sich Untertitel für FLV/F4V-Videos erstellen, die wiederum wie die Videodatei auf das jeweilige Videossystem für die Webseite heraufgeladen und anschließend eingebettet werden müssen.
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